Originals

Lynn Kurland

 

 

From This Moment On
Berkeley, Oktober 2002, 417 Seiten, $6.99

Lord Colin, der so genannte "Schlächter von Berkhamshire", ist ein wenig verwundert und auch gekränkt, sind ihm doch in den letzten Jahren mehr als eine Braut durch die Lappen gegangen. Sein Ruf, ein grausamer Krieger zu sein, eilt ihm voraus und erschreckt alle Jungfern, die sein Vater in die engere Wahl zieht, derart, dass sie nach Ausreden suchen, ihn nicht ehelichen zu müssen. Allerdings ist noch keine so weit gegangen, wie dieses jungen Ding vor ein paar Jahren, die von zu Hause fortgerannt ist und das ungewisse Schicksal in den Wäldern einem Leben mit ihm vorgezogen hat. Das hat ihn damals so wütend gemacht, dass er geschworen hat, er werde die junge Frau umbringen, sollte sie ihm jemals unter die Augen kommen.
Von diesem Schwur weiß inzwischen alle Welt - sehr zu Sir Colins Bedauern, denn natürlich hat er das gar nicht so gemeint. Er kann nur einfach nicht begreifen, warum keine ihn will. Eigentlich ist er doch gar kein schlechter Kerl, und schließlich könnte niemand Frau und Kinder besser schützen als er, oder?
Jetzt aber ist eine neue Braut ausfindig gemacht und auf dem Weg zu ihm, was ihn nicht gerade mit Vorfreude erfüllt, denn er befürchtet, dass ihm wieder eine Enttäuschung ins Haus steht. Tatsächlich ist die junge Dame wieder so ein zartes Pflänzchen, die bei der geringsten Provokation in Ohnmacht sinkt. Irgendwie fühlt er sich in ihrer Gegenwart unbehaglich, und so zieht er sich lieber auf seinen geliebten Trainingsplatz zurück, wo ein Mann wenigstens weiß, woran er ist. Und außerdem ist der Ritter, der seine junge Braut aus Frankreich nach England begleitet hat, ein echter Milchbubi, der dringend ein paar Lektionen im Schwertkampf vertragen kann. Keine Sorge, aus diesem Sir Henri wird schon noch ein echter Ritter werden, und so nimmt das liebenswerte Raubein den schwächlichen jungen Mann unter seine Fittiche - sehr zu Sir Henris Bestürzung, der nämlich gar kein junger Mann ist, sondern eben jene Aliénore de Solonge, diejenige unter seinen Ex-Bräuten, die von zu Hause fortgelaufen war. Aliénore war nicht in den Wäldern gestorben, sondern hatte auf einer ein Stück entfernt liegenden Burg bei einer Freundin ihrer verstorbenen Mutter Unterschlupf gefunden. Sie hält es begreiflicherweise für einen schlechten Scherz des Schicksals, dass das Los ausgerechnet auf sie gefallen ist, die junge Braut zu Sir Colin zu bringen. Als sie dann auch noch ein Aufpäppelungsprojekt ihres abgewiesenen Bräutigams wird, ist sie mit ihrer Weisheit am Ende und schickt sich so gut wie möglich in ihr Los. Doch allmählich lernt sie Sir Colins Qualitäten schätzen, und auch der manchmal etwas schwerfällige Krieger fühlt sich in der Gegenwart seines jungen Freundes immer wohler, und das sogar in einem solchen Maße, dass er schließlich doch stutzig wird. In Wahrheit ist Colin sogar recht gewitzt, und wenn er sich die Mühe macht, nachzudenken, kommt meist etwas Vorzeigbares heraus. Jetzt, da er weiß, dass Sir Henri in Wahrheit weiblichen Geschlechts ist, muss er nur noch einen Weg finden, die junge Frau für sich zu gewinnen ...

Ein amüsanter Roman voll ungewöhnlicher Wendungen und einem Anti-Helden (der typisch für seine Zeit nicht unbedingt etwas von moderner Körperpflege und Tischmanieren hält), der einem einfach ans Herz wachsen muss - ein echter Genuss, besonders für all jene, die auf der Suche nach einem etwas anderen Liebesroman aus dem Mittelalter sind.

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Lynn Kurland: The Very Thought Of You
Originalausgabe: Jove Books 1998 (416 Seiten) ISBN:0-515-12261-0
Fortsetzung von "A Dance Through Time"

1998, Schottland:
"The horse scrunched up his nose, tossed his head in obvious discomfort, and then sneezed."
Für Alexander Smith bringt dieser Tag nichts Gutes. Nicht nur das sein jüngerer Bruder beim Duschen das ganze warme Wasser verbraucht, alle auch nur halbwegs genießbaren Lebensmittel selbst gefuttert und ein Date mit der Frau hat, der Alex den Hof machen will, NEIN, sein Pferd muss auch noch eine Erkältung haben, so dass es ihn von oben bis unten vollniest und sein ehemaliger Arbeitgeber, dem er vor acht Monaten "auf nie mehr Wiedersehen" gesagt hat, muss ihn mit einem unwillkommenen Anruf belästigen. Das ist einfach zu viel!
Genervt entschließt er sich zu einem Urlaub. Während er im Arbeitszimmer seines Schwagers Jamie nach einem Reiseführer sucht, fällt ihm zufällig eine Karte in die Hände. Mit Zeitreisen bereits vertraut, erkennt er sofort, dass auf der Karte geheimnisvolle Tore eingezeichnet sind, durch die man an einen anderen Ort, in eine andere Zeit reisen kann. Verführt durch die Aussicht vor dem grauen Alltag in das 17. Jahrhundert nach Barbados zu entfliehen, begibt er sich zu dem gekennzeichneten Tor.
Aber auch hier soll er kein Glück haben. Statt an einem Strand zu landen, findet er sich im mittelalterlichen England einem jungen Ritter in voller Rüstung gegenüber, der den "Fremden" töten will. Gestört durch den fröhlichen (aber furchtbar falschen) Gesang einen Herannahenden, zieht sich der Ritter eilig zurück. Kurz darauf wird Alex von Edward von Brackwald aufgegabelt, der ihn zum Anwesen seines Bruders Ralf bringt, wo Alex aus nähster Nähe die Grausamkeiten des Hausherren mitansehen muss. Doch bevor Alex seinen Hut nehmen kann, wird er entführt.
Lady Margaret von Falconberg, eine für ihre Zeit viel zu große, mit Selbstzweifeln belastete, junge Frau, hat den gutaussehenden Mann in der Nacht für Edward gehalten. Als sie ihren Irrtum bemerkt, ist sie hin und hergerissen, zwischen dem Gedanken ihn loszuwerden und dem merkwürdigen Gefühl, das sie durchfährt, wenn Alex sie anschaut. Aber in Margarets Leben haben Gefühle keinen Platz. Seit ihr Vater starb, berwirtschaftet und verteidigt sie ihr Gut allein, wobei Ralf ihr ständig in die Quere kommt. Und nun soll sie diesen verhassten Mann auf königlichen Befehl hin auch noch heiraten!
Mit viel Überredungskunst gelingt es Alex, der in ihr den Ritter, der sein Leben bedrohte, erkennt, ein Stück ihres Vertrauens zu gewinnen. Während sie gemeinsam versuchen gegen Ralf vorzugehen, verlieben sie sich ineinander.
Aber wie kann er Margaret erklären, dass er aus der Zukunft stammt? Und wie soll er ihr nur beichten, dass er zurückkehren muss, wenn er seinen "Auftrag" in ihrer Zeit erfüllt hat?

Humor (Alexs Einstellung zu Lebensmitteln) und Witz (vor allem Margarets merkwürdiger Barde), eine Story, die immer neue Überraschungen parat hat und ein Ende, das man nicht so schnell vorhersehen kann, machen dieses Buch wirklich empfehlenswert. Da kann man auch die gelegentlich störenden "Verweise" auf das vorangegangene Buch übersehen.

Wertung: 4,0
Review von Katja, 20.10.2001

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Lynn Kurland: Another Chance to Dream
Originalausgabe: Berkely Books 1998 (418 Seiten) ISBN:
0-425-16514-0

England, Anfang des 13. Jahrhunderts:

Seit der junge Ritter Rhys de Piaget das kleine Mädchen aus einer misslichen Lage im Schweinestall befreit und mutig ihre Ehre wiederhergestellt hat, ist er Lady Gwennelyns Held.
Als sie sich Jahre später wiederbegegnen, gesteht Gwennelyn dem völlig überraschten Rhys ihre Liebe und bittet ihn, ihre Heirat mit dem dümmlichen Alain of Ayre, dem Sohn eines benachbarten Lords zu verhindern, um selbst ihr Ehemann zu werden.
Doch Rhys besitzt weder Land, noch Geld, noch einen angemessenen Titel, um bei Gwens Vater um ihre Hand zu bitten. Außerdem ist er der Enkel eines Spions für die französische Krone, der besonders durch den Ketzertod seines Vaters und die geheimnisvolle Vergangenheit seiner ebenfalls spionierenden Mutter gebrandmarkt ist.
Und so zieht er los, um in der verbleibenden Zeit bis zur Hochzeit genug Geld und Ansehen zu verdienen, um Gwen und ein Stück Land für sich beanspruchen zu können. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit den Liebenden und verdammt Rhys dazu, zusehen zu müssen, wie Gwen gezwungen wird, Alain zu heiraten.
Doch der Ritter schwört, dass sie eines Tages ihm gehören wird und so beginnt eine lange Zeit des Kämpfens, Hoffens und Träumens und des Leidens, der Enttäuschung und der Intrigen, die ihre Liebe auf eine harte Probe stellt.
Keine sonderlich herausragende, aber dennoch turbulente Liebesgeschichte über einen starken, jedoch unerfahrenden Helden und eine - manchmal etwas nervige - Heldin. Insgesamt besticht dre Roman durch die witzigen Nebenfiguren und geht das eine oder andere Mal wirklich zu Herzen.

Trotz einiger Längen empfehlenswert!

Wertung: 3,5
Review von Katja, 31.05.02

 

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© Ute-Christine Geiler, M.A.
letztes Update: 21.08.03