Kingsley, Mary: Zärtliche Befreierin

"Masquerade" (1997)

Knaur TB 69004, 446 Seiten, DM 10,00, Oktober 1998

ISBN 3-426-69006-3

Ende des 18. Jahrhunderts: Kurz vor seiner Hinrichtung kann der Schauspieler Simon Woodley fliehen und nimmt die unschuldige Blythe Marden als Geisel. Während der aufregenden Flucht verlieben sie sich ineinander, obwohl sie keine Zukunft zu haben scheinen.

Unschuldig zum Tode verurteilt - das hält die junge Blythe für ausgesprochen unwahrscheinlich und doch kann sie auch nicht glauben, dass der Mann, der sie entführt hat und damit ihren Ruf vollkommen ruiniert hat, ein gemeiner Mörder ist. Simon ist für den Mord an einem Geldverleiher, dem er Geld schuldete, zum Tod veruteilt worden, obwohl er nicht der Täter war. Aber alle Indizien sprechen gegen ihn, weshalb er es aufgegeben hat, seine Unschuld zu beteuern. Mit knapper Not entkommen die beiden immer wieder nur um Haaresbreite der Ergreifung durch die erstaunlich hartnäckigen Verfolger. Auch als sich für Blythe die Möglichkeit ergibt, wieder nach Hause zu gehen, bringt sie es nicht über sich, den verletzten Simon zu verlassen, und dann ist es zu spät, denn längst glauben alle, dass sie mit dem Flüchtigen gemeinsame Sache macht - was so falsch inzwischen nicht mehr ist. Im Verlauf der "Reise" findet Blythe zunehmend Gefallen am Schauspielerleben, doch immer wieder gelingt es einem geheimnisvollen Widersacher, die örtlichen Behörden auf Simons Spuir zu führen, so dass dieser einsieht, dass er nur eine Chance auf ein friedliches Leben hat: Er muss selbst den wahren Mörder finden. Bei diesem gefahrvollen Unterfangen findet er Trost und Hilfe bei seiner ehemaligen Gefangenen, deren Einfallsreichtum und Unerschrockenheit schon oft seine Ergreifung verhindert haben. Simon und Blythe lernen sich immer besser kennen und schließlich lieben. Aber Simon glaubt, Blythe kein angemessenes Leben bieten zu können, selbst wenn es ihm gelänge, den wahren Mörder zu finden. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse und Blythe begibt sich in die Höhle des Löwen, um die Unschuld ihres Geliebten zu beweisen ...

Dieser Liebesroman weist zwar einige erfrischende Ansätze auf, kann aber insgesamt nicht überzeugen. Positiv fällt zunächst einmal auf, dass es sich bei den Protagonisten nicht um Adlige handelt (zumindest bis zu den letzten Seiten), die Idee, den unschuldig Verurteilten in letzter Sekunde mit Hilfe der bis dahin unbeteiligten Heldin entkommen zu lassen, ist zwar nicht neu, aber noch nicht überstrapaziert. Doch dann wird die Geschichte zu langatmig, das Auf- und Abbauen der Spannung über die sich endlos zu wiederholen scheinenden Fliehen-Verstecken-Entdeckung-Fliehen-Szenen ermüdet selbst gutmütige Leser auf die Dauer. Die Auflösung des großen Geheimnisses, aus dem alle Handlungen resultieren, ist zwar folgerichtig, aber doch etwas aus der Luft gegriffen. Fazit: Am Anfang und zum Ende hin ein ganz gutes Buch, in der Mitte sind aber einige Durchhänger, deshalb nur bedingt zu empfehlen.


Letzte Änderung: 05.11.98 12:49:57