Feather, Jane: Wilde Chrysantheme

"Vice" (1996)

Goldmann TB, 43808, 542 Seiten, DM 12,00, 1998

ISBN 3-442-43808-x

Achtung: irreführender Covertext

Tarquin, Duke of Redmayne verfängt sich im Netz seiner eigenen Intrigen, als er sich in Julianna verliebt, die Frau, die er für seinen Cousin Lucien ausgesucht hat.

Die junge Julianna Ridge hat in der Hochzeitsnacht unbeabsichtigt das vorzeitige Ableben ihres Gatten herbeigeführt. Völlig verängstigt flieht sie nach London, wo sie in die Hände einer Kupplerin, der Besitzerin eines der besten Londoner Bordelle, gerät. Die hat auf ein Mädchen wie Julianna schon gewartet, denn schließlich hatte der reiche, mächtige Duke of Redmayne genau das bei ihr bestellt. Der hat sich nämlich einen genialen Plan erdacht: Er sucht eine Jungfrau vom Land, die seinen in einem fortgeschrittenen Stadium der Syphillis erkrankten Cousin Lucien heiraten soll, aber nie dessen Bett teilen muss (wenigstens etwas!). Stattdessen wird sie solange die Geliebte des Duke, solange bis der ihr ein Kind gemacht hat, einen Erben für den Besitz seines Cousins. Jetzt möchte man als Leser doch schon wissen, warum das dem Duke so wichtig ist, schließlich sollte der sich doch über eine Erbschaft freuen. Nein, so ist es aber nicht (dann hätte das Buch ja auch keine Handlung mehr), der Duke ist - wer hätte das gedacht - edel, ja wirklich! Er will nicht erben, weil die Verwandten Luciens ihn sonst beschuldigen würden, er hätte den jüngeren Cousin, der bis vor kurzem sein Mündel war, in den Ruin getrieben. Diese Sorge vor Klatsch rechtfertigt alles weitere: Juliannas Zwangslage wird ausgenutzt, sie wird vom Duke verführt, sie wird genötigt, den abscheulichen Lucien zu heiraten. Aber sie verliebt sich trotzdem in den arroganten Duke, und auch der fühlt sich immer mehr zu dem Opfer seiner Pläne hingezogen. Lucien gerät immer weiter außer Kontrolle, Juliannas Vergangenheit holt sie schließlich doch noch ein. Jetzt erst erkennt der Duke seine Arroganz und Selbstgerechtigkeit, mit der er das Glück seines Lebens aufs Spiel gesetzt hat - zu spät? (Übrigens: Der auf dem Covertext erwähnte Stallbursche taucht niemals auf!)

Ich dachte wirklich, dieses Buch wäre gut, weil es zu der V-Serie gehört (alle Bücher von J. Feather, deren Original-Titel mit V beginnen, sollen gut sein). Leider musste ich dann mit wachsendem Entsetzen meinen Irrtum erkennen. Fast hätte das Buch sogar nur ein Schweinchen bekommen, aber abgesehen von der unlogischen Story weist es doch ein paar nette Kleinigkeiten auf, und es ist zweifellos gut geschrieben. Vielleicht gerade noch den eingefleischten Fans zuzumuten.


Letzte Änderung: 05.11.98 12:34:58