Davis, Rachel: Stolze Liebe, wildes Land

"My Outlaw" (1997)

Knaur TB 69029, 444 Seiten, DM 10,00, Februar 1999

ISBN 3-426-69029-2

Ein Western um die Legende der Jesse-James-Bande: Ein harter "Outlaw" erliegt dem Zauber des jungen Mädchen.

Die naive siebzehnjährige Mary Jo Ross hat sich zu einer Karriere als Verbrecherin unter dem Namen "Buster" entschlossen, das notwendige Fachwissen dazu bezieht sie aus Groschenromanen, in denen die Abenteuer der James-Bande verherrlicht werden. Wegen oder eher trotz dieser ausgezeichneten Recherchen verläuft der erste Praxistest, der sie in den Privatwagen ihres Stiefvaters führt, erstaunlich erfolgreich - bis auf den Abschluss des Raubes. Mary Jo muss von dem fahrenden Zug abspringen und landet genau auf Clell Miller, jahrelanges Mitglied der berüchtigten James-Bande, die ebenfalls diesen Zug überfallen haben. Der nimmt sie zwar mit auf sein Pferd, nachdem er sich von dem Schrecken erholt hat, aber kann nicht verhindern, dass sie angeschossen wird. Auf der Flucht ist er mit ihr allein, weil die Bande getrennt zum vereinbarten Sammelpunkt reitet, und kann ihr die Kugel aus dem Po entfernen. Ihre weitere Karriere weigert er sich aber zu unterstützen und stiehlt ihr, obwohl er Mitleid mit dem kleinen, hässlichen Dreckspatz hat, ihre Beute, weil er das Geld dringend für seinen schon lange geplanten Ausstieg aus der Bande braucht. Das lässt sich Mary Jo nicht gefallen und sobald ihre Wunde verheilt ist, nimmt sie seine Fährte auf. Sie hat nichts zu verlieren, denn als kleines Mädchen von vier Jahren hatte ihre eigene Mutter sie bei ihrer Heirat mit dem Bankier DeGraffon in ein Waisenhaus gesteckt und seitdem ist Mary Jos Leben trostlos verlaufen. Einzig in der Traumwelt der Groschenromane findet sie Aufregung und Freude. Leider erweist sich die Realität des Verbrecherlebens als nicht ganz so romantisch wie gedacht, aber Mary Jo ist zäh und nicht bereit, ihren Traum bei der ersten Schwierigkeit aufzugeben. Es gelingt ihr tatsächlich den gutaussehenden Banditen mit dem schlechten Charakter und seine Kumpane aufzuspüren. Clell glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als Mary Jo plötzlich in der Tür des Unterschlupfes steht. Der einzige Weg sie und sich zu schützen, ist sie als seine Frau auszugeben. Das Täuschungsmanöver gelingt, aber schnell erkennt Clell den hohen Preis, den das enge Zusammenleben mit Mary jo von ihm fordert: er kann ihr immer weniger widerstehen. Der erbärmliche kleine Dreckspatz wird in seinen Augen immer attraktiver und als er schließlich im Bett mit ihr landet, ist es zu spät, diese Leidenschaft möchte er nicht mehr missen. Aber wie soll er sie vor den Nachteilen seines Verbrecherdaseins schützen? Die Pinkerton-Agenten sind ihnen dicht auf den Fersen und kommen immer näher ...

Ein ausgesprochen amüsanter Western, der viel Spaß macht, solange man ihn nicht ernst nimmt. Held und Heldin sind beide sympathisch und in ihren Handlungen nachvollziehbar. Die Kombination von Naivität und Kampfeswillen bei Mary Jo und die Abgeklärtheit des Verbrechers Clell, der sich trotz aller Widrigkeiten seinen Anstand bewahrt hat, also die gelungene Charakterisierung von Held und Heldin macht den Hauptreiz der Geschichte aus. Mir hat das Buch gut gefallen.


Letzte Änderung: 03.03.99 20:33:42